Dicht schließende Fenster und Einpacken der Häuser in dicke Dämmschichten werden oft als Gründe für das Auftreten von Schimmelpilzbefall im Wohnraum angeführt. Welchen Anteil haben aktive Wohnungslüftung durch die Bewohner, Wärmebrücken, Hamster, Kanarienvögel, Aquarien und Topfblumen, Kunststofftapeten und atmende oder nicht atmende Außenwände an der Entstehung der Schäden?
In diesem kurzen Beitrag möchte ich Ihnen Antworten geben auf die Fragen, wie Kondensfeuchteschaden mit nachfolgendem Schimmelpilzbefall im Wohnraum entstehen und was zur Vermeidung und nachhaltigen Beseitigung des Problems unternommen werden muss.
Zunächst einmal ist festzustellen, dass Schimmelpilze ein
natürlicher Bestandteil unserer Umwelt sind. In der Natur führen Sie
abgestorbene Materialien wieder in die natürlichen Nährstoffkreisläufe zurück. Sie
verbreiten sich über sogenannte Schimmelpilzsporen, was sozusagen die Samenkörner
der Schimmelpilze sind. Diese sind so klein und leicht, dass sie mit dem
leisesten Windhauch kilometerweit verbreitet werden und so beim Lüften in
unsere Wohnungen gelangen.
In der Wohnung allerdings haben Schimmelpilze im
Allgemeinen nichts zu suchen und stellen, wenn sie dort auftreten, einen
schweren Mangel dar. Sie verursachen nicht nur hässliche Flecken auf Tapeten,
Möbeln und Kleidern, sondern verströmen oft auch einen üblen Geruch und wirken
im allgemeinen schädlich auf die menschliche Gesundheit ein.
Einzig limitierender Faktor in der Wohnung gegen die
Ausbreitung von Schimmelpilzen ist das Fehlen von ausreichenden Mengen an
Wasser. Ist genügend Wasser da - und Schimmelpilze sind da sehr genügsam - dann
können sie in einer Wohnung so ziemlich alles angreifen, womit wir uns in
unseren Wohnungen umgeben.
Die zentrale Frage ist also:
-> Wo kommt das Wasser her, das die Schimmelpilze zum Leben brauchen?.
-> Wo kommt das Wasser her, das die Schimmelpilze zum Leben brauchen?.
Man unterscheidet hier zwischen externen Feuchtequellen
und internen Feuchtequellen. Unter externen Feuchtequellen sind z.B. Schäden an
Wasserleitungen zu verstehen. Infolge der Leckage wird das umgebende Mauerwerk
und später die Tapete an der Wand feucht. Von außen hereingewehte Sporen fallen
dann vielleicht zufällig auf diese feuchte Stelle und keinem aus. Der
Schimmelpilzbefall beginnt. Oder es ist ein Riss in der Mauer, durch den
Schlagregen von außen eindringt, oder das Dach ist undicht, oder Feuchte steigt
aus dem Untergrund im Mauerwerk kapillar nach oben auf,..
Bei internen Feuchtequellen wird der Schimmelpilz quasi
aus der Luft mit Wasser versorgt. Man spricht man hier auch von den sogenannten
Kondensfeuchteschäden.
Luft kann in Abhängigkeit von der Temperatur
unterschiedliche Wassermengen aufnehmen. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit
aufnehmen als kalte Luft. Kühlt sich warme Luft mit einem bestimmten
Wassergehalt z.B. an einer im Winter kalten Fensterscheibe immer weiter ab,
kommt irgend wann der Punkt, an dem die Luft das aufgenommene Wasser nicht mehr
halten kann und es kondensiert ein nebeliger Beschlag auf den Fensterscheiben
aus. Dieser Zustandspunkt wird mit 100% relativer Luftfeuchte auf unserem
Hygrometer angezeigt. Die Luft ist vollständig mit Wasserdampf gesättigt, kann kein
Wasser mehr aufnehmen, sondern muss im Gegenteil welches abgeben.
Schimmelpilzbefall kann hingegen schon beginnen, weit
bevor der erste Tropfen Wasser auf der Tapete kondensiert. Die Wand ist trocken
und trotzdem wächst der Schimmel. Wie ist das möglich?
Alle Gegenstände, sei es nun die Tapete, das Holz von
Möbeln, Textilien, Leder, usw. haben eine mehr oder weniger große innere
Oberfläche an der sich Wassermoleküle anlagern. Je feuchter die umgebende Luft
und je kühler der jeweilige Körper ist, desto mehr Wasser nehmen diese Oberflächen
auf. Bei Kleidung spricht man z.B. davon, dass sich diese bei sehr feuchter
Luft und niedrigen Temperaturen „klamm“ anfühlen. Bei genaueren Untersuchungen
hat man festgestellt, dass bei etwa 75% relativer Luftfeuchte die ersten
Schimmelpilzsporen auskeimen und ihr zerstörerisches Werk beginnen. Also weit
vor dem Zustandspunkt, an dem Kondenswasser beginnt, die Tapete herabzurinnen.
Da die Außenwände insbesondere im Einflussbereich von
geometrischen oder konstruktiven Wärmebrücken Wärme nach außen verlieren, sind
dort immer vergleichsweise niedrige Oberflächentemperaturen anzutreffen. Das
gilt im übrigen auch für Wandpartien, die durch davor aufgestellt Möbel
abgedeckt werden. Die an diese Oberflächen angrenzenden Luftschichten kühlen entsprechend
stark ab, wodurch die relative Luftfeuchtigkeit entsprechend ansteigt. Bei 75%
relativer Luftfeuchte kann dann ein Schimmelpilzschaden entstehen. Hierbei
reicht es durchaus aus, wenn diese Bedingungen nur wenige Stunden am Tage
anhalten.
Bei dicht schließenden Fenstern und gleichzeitigem Fehlen
von sonstigen selbsttätigen Belüftungseinrichtungen kommt es regelmäßig
insbesondere während der Nachtstunden zur Ausbildung solcher Zustände.
Stellen Sie sich ein Schlafzimmer vor, in dem zwei
Personen ihren übernachten. Der Raum hat etwa 40 m³ Rauminhalt, vorher wurde er
vor dem Zubettgehen noch einmal gründlich durchgelüftet. Draußen ist es kalt,
die Fenster sind daher geschlossen. Während der Ruhephase gibt ein erwachsener
Mensch etwa 0,5 kg Wasser an die Umgebung ab. Davon kann jeder Kubikmeter der
Raumluft etwa 2 g/m³ Wasserdampf aufnehmen, bevor Schäden an der Wohnung zu
befürchten sind. (der genaue Wert ist sehr stark von den jeweiligen
klimatischen Bedingungen abhängig). Dies bedeutet, dass die Raumluft gerade
einmal 80 g Wasser aufnehmen kann, bevor Schäden entstehen. Um Feuchteschäden
durch Schimmelpilzbefall zu vermeiden müsste daher entweder die Raumluft
beständig ausgetauscht werden oder die Bewohner müssten sich alle zwei Stunden
einen Wecker stellen, um aktiv die angestaute Feuchtigkeit aus dem Schlafzimmer
abzulüften. Letzteres kann sicher niemandem zugemutet werden.
Bei den alten ungedichteten Holzfenstern war es sicher
kein Problem, den erforderlichen Luftwechsel durch die Fugenlüftung
sicherzustellen. Bei modernen teilweise mehrfach gedichteten Holz- und
Kunststofffenstern jedoch reicht die verbleibende Fugendurchlässigkeit hingegen
oftmals nicht mehr aus, selbsttätig einen ausreichenden Luftwechsel für den
Feuchteschutz zu gewährleisten. In diesen Fällen müssen sogenannte "lüftungstechnische
Maßnahmen" LTM ergriffen werden.
Durch die lüftungstechnischen Maßnahmen wird sichergestellt, dass der Luftaustausch für den Feuchteschutz unter den normalerweise vorliegenden Witterungsbedingungen im Mittel selbsttätig und ohne aktive Beteiligung der Bewohner erfolgt. Auch während der Abwesenheitszeiten aus der Wohnung wird durch diese selbsttätige Lüftung die in Tapeten, Putz, Möbeln, Kleidern usw. gespeicherte Feuchtigkeit wieder nach außen abgelüftet. Im einfachsten Fall sind LTM bereits durch den Einbau von Fenstern mit ausreichender Fugendurchlässigkeit realisiert. In dicht schließende Fenster können Fensterfalzlüfter eingebaut werden, die eine dosierte Belüftung des Wohnraumes erlauben. Die Belüftung erfolgt durch den außen am Haus anliegenden Winddruck, der Frischluft auf der windzugewandten Seite durch die Lüfter in die Wohnung hineinbringt und verbrauchte Luft auf der windabgewandten Seite wieder abzieht. Damit bei höheren Windgeschwindigkeiten kein Teppich aus der Wohnung geweht wird und die Heizkosten in astromische Höhe steigen, sind diese Fensterfalzlüfter mit einer Regelklappe versehen, die den Zustrom von Frischluft bei höheren Windgeschwindigkeiten reduzieren, so dass die Wohnung eine stets einigermaßen gleichmäßige Belüftung erfährt.
Weitere Möglichkeiten zur Umsetzung eines ausreichenden Lüftungskonzeptes sind der Einbau einer mechanischen ventilatorgetreibenen Wohnungslüftungsanlage. Hierbei hat man die Wahl zwischen zentralen und dezentralen Einheiten mit und ohne Wärmerückgewinnung.
Wichtig ist in jedem Falle, dass die gewählte Lüftungstechnische Maßnahme auf die jeweiligen individuellen Verhältnisse genau abgestimmt ist. Das vorhandensein von Außenrollos, die mehr oder weniger windgeschützte oder offene Lage der Gebäudes, feuchtes Kleinklima, der Bestand mit Büschen und Bäumen, ein oder mehrgeschossige Nutzungseinheiten, das alles will berücksichtigt sein.
Ist die Frage der Wohnungsbelüftung zufriedenstellend gelöst, spielt ggf. die vorhandene (oder auch nicht vorhandene) Wärmedämmung der Außenwände und das Vorhandensein von Wärmebrücken eine wichtige Rolle. An jeder Stelle der Außenwänd müssen die Mindestanforderungen an den Wärmeschutz erfüllt sein. Dies bedeutet, dass z.B. dass bei einer Außentemperatur von -5°C die Wandoberflächentemperatur auf der Innenseite nicht unter 12,5°C sinken darf. Werden die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz nicht oder nur knapp erfüllt, muss bzw. sollte der Wärmeschutz verbessert werden. Dies kann z.B. durch das Anbringen einer Wärmedämmung auf Außenseite oder auch auf der Innenseite erfolgen. Auch wenn nur die Einflusszonen der Wärmebrücken mit einer zusätzlichen Dämmschicht belegt werden (hierzu gibt es sogenannte Dämmkeile, die sich nahezu unsichtbar in die vorhandenen Wand und Deckenflächen integrieren lassen), wird hierdurch die Oberflächentemperatur an kritischen Stellen deutlich erhöht und mithin das Risiko eines Schimmelpilzbefalls entsprechend gesenkt.
Nur als alleinige Maßnahme reicht die Wärmedämmung im Allgemeinen nicht aus, die ausreichende Wohnungsbelüftung ist nach wie die wichtigste Einflussgröße bei der Entstehung bzw. der Vermeidung von Schimmelpilzbefall!
Wie sieht es nun mit den anderen oben genannten Einflussgrößen und vermeintlichen Ursachen für das Auftreten von Schimmelpilzbefall im Wohnraum aus?
Ich denke, Sie werden sich inzwischen schon ein eigenes Bild von den wirklich relevanten Einflussgrößen gemacht haben.
Vielleicht schreibe ich ja zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr zu diesem Thema....
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