23.11.2014

Schimmelpilzbefall, Kondensfeuchteschäden



Dicht schließende Fenster und Einpacken der Häuser in dicke Dämmschichten werden oft als Gründe für das Auftreten von Schimmelpilzbefall im Wohnraum angeführt. Welchen Anteil haben aktive Wohnungslüftung durch die Bewohner, Wärmebrücken, Hamster, Kanarienvögel, Aquarien und Topfblumen, Kunststofftapeten und atmende oder nicht atmende Außenwände an der Entstehung der Schäden?   
In diesem kurzen Beitrag möchte ich Ihnen Antworten geben auf die Fragen, wie Kondensfeuchteschaden mit nachfolgendem Schimmelpilzbefall im Wohnraum entstehen und was zur Vermeidung und nachhaltigen Beseitigung des Problems unternommen werden muss.

Zunächst einmal ist festzustellen, dass Schimmelpilze ein natürlicher Bestandteil unserer Umwelt sind. In der Natur führen Sie abgestorbene Materialien wieder in die natürlichen Nährstoffkreisläufe zurück. Sie verbreiten sich über sogenannte Schimmelpilzsporen, was sozusagen die Samenkörner der Schimmelpilze sind. Diese sind so klein und leicht, dass sie mit dem leisesten Windhauch kilometerweit verbreitet werden und so beim Lüften in unsere Wohnungen gelangen.
In der Wohnung allerdings haben Schimmelpilze im Allgemeinen nichts zu suchen und stellen, wenn sie dort auftreten, einen schweren Mangel dar. Sie verursachen nicht nur hässliche Flecken auf Tapeten, Möbeln und Kleidern, sondern verströmen oft auch einen üblen Geruch und wirken im allgemeinen schädlich auf die menschliche Gesundheit ein. 

Einzig limitierender Faktor in der Wohnung gegen die Ausbreitung von Schimmelpilzen ist das Fehlen von ausreichenden Mengen an Wasser. Ist genügend Wasser da - und Schimmelpilze sind da sehr genügsam -  dann können sie in einer Wohnung so ziemlich alles angreifen, womit wir uns in unseren Wohnungen umgeben.
Die zentrale Frage ist also:
-> Wo kommt das Wasser her, das die Schimmelpilze zum Leben brauchen?.
Man unterscheidet hier zwischen externen Feuchtequellen und internen Feuchtequellen. Unter externen Feuchtequellen sind z.B. Schäden an Wasserleitungen zu verstehen. Infolge der Leckage wird das umgebende Mauerwerk und später die Tapete an der Wand feucht. Von außen hereingewehte Sporen fallen dann vielleicht zufällig auf diese feuchte Stelle und keinem aus. Der Schimmelpilzbefall beginnt. Oder es ist ein Riss in der Mauer, durch den Schlagregen von außen eindringt, oder das Dach ist undicht, oder Feuchte steigt aus dem Untergrund im Mauerwerk kapillar nach oben auf,..
Bei internen Feuchtequellen wird der Schimmelpilz quasi aus der Luft mit Wasser versorgt. Man spricht man hier auch von den sogenannten Kondensfeuchteschäden.
Luft kann in Abhängigkeit von der Temperatur unterschiedliche Wassermengen aufnehmen. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Kühlt sich warme Luft mit einem bestimmten Wassergehalt z.B. an einer im Winter kalten Fensterscheibe immer weiter ab, kommt irgend wann der Punkt, an dem die Luft das aufgenommene Wasser nicht mehr halten kann und es kondensiert ein nebeliger Beschlag auf den Fensterscheiben aus. Dieser Zustandspunkt wird mit 100% relativer Luftfeuchte auf unserem Hygrometer angezeigt. Die Luft ist vollständig mit Wasserdampf gesättigt, kann kein Wasser mehr aufnehmen, sondern muss im Gegenteil welches abgeben.
Schimmelpilzbefall kann hingegen schon beginnen, weit bevor der erste Tropfen Wasser auf der Tapete kondensiert. Die Wand ist trocken und trotzdem wächst der Schimmel. Wie ist das möglich?
Alle Gegenstände, sei es nun die Tapete, das Holz von Möbeln, Textilien, Leder, usw. haben eine mehr oder weniger große innere Oberfläche an der sich Wassermoleküle anlagern. Je feuchter die umgebende Luft und je kühler der jeweilige Körper ist, desto mehr Wasser nehmen diese Oberflächen auf. Bei Kleidung spricht man z.B. davon, dass sich diese bei sehr feuchter Luft und niedrigen Temperaturen „klamm“ anfühlen. Bei genaueren Untersuchungen hat man festgestellt, dass bei etwa 75% relativer Luftfeuchte die ersten Schimmelpilzsporen auskeimen und ihr zerstörerisches Werk beginnen. Also weit vor dem Zustandspunkt, an dem Kondenswasser beginnt, die Tapete herabzurinnen.
Da die Außenwände insbesondere im Einflussbereich von geometrischen oder konstruktiven Wärmebrücken Wärme nach außen verlieren, sind dort immer vergleichsweise niedrige Oberflächentemperaturen anzutreffen. Das gilt im übrigen auch für Wandpartien, die durch davor aufgestellt Möbel abgedeckt werden. Die an diese Oberflächen angrenzenden Luftschichten kühlen entsprechend stark ab, wodurch die relative Luftfeuchtigkeit entsprechend ansteigt. Bei 75% relativer Luftfeuchte kann dann ein Schimmelpilzschaden entstehen. Hierbei reicht es durchaus aus, wenn diese Bedingungen nur wenige Stunden am Tage anhalten.
Bei dicht schließenden Fenstern und gleichzeitigem Fehlen von sonstigen selbsttätigen Belüftungseinrichtungen kommt es regelmäßig insbesondere während der Nachtstunden zur Ausbildung solcher Zustände.  
Stellen Sie sich ein Schlafzimmer vor, in dem zwei Personen ihren übernachten. Der Raum hat etwa 40 m³ Rauminhalt, vorher wurde er vor dem Zubettgehen noch einmal gründlich durchgelüftet. Draußen ist es kalt, die Fenster sind daher geschlossen. Während der Ruhephase gibt ein erwachsener Mensch etwa 0,5 kg Wasser an die Umgebung ab. Davon kann jeder Kubikmeter der Raumluft etwa 2 g/m³ Wasserdampf aufnehmen, bevor Schäden an der Wohnung zu befürchten sind. (der genaue Wert ist sehr stark von den jeweiligen klimatischen Bedingungen abhängig). Dies bedeutet, dass die Raumluft gerade einmal 80 g Wasser aufnehmen kann, bevor Schäden entstehen. Um Feuchteschäden durch Schimmelpilzbefall zu vermeiden müsste daher entweder die Raumluft beständig ausgetauscht werden oder die Bewohner müssten sich alle zwei Stunden einen Wecker stellen, um aktiv die angestaute Feuchtigkeit aus dem Schlafzimmer abzulüften. Letzteres kann sicher niemandem zugemutet werden.
Bei den alten ungedichteten Holzfenstern war es sicher kein Problem, den erforderlichen Luftwechsel durch die Fugenlüftung sicherzustellen. Bei modernen teilweise mehrfach gedichteten Holz- und Kunststofffenstern jedoch reicht die verbleibende Fugendurchlässigkeit hingegen oftmals nicht mehr aus, selbsttätig einen ausreichenden Luftwechsel für den Feuchteschutz zu gewährleisten. In diesen Fällen müssen sogenannte "lüftungstechnische Maßnahmen" LTM ergriffen werden. 
Durch die lüftungstechnischen Maßnahmen wird sichergestellt, dass der Luftaustausch für den Feuchteschutz unter den normalerweise vorliegenden Witterungsbedingungen im Mittel selbsttätig und ohne aktive Beteiligung der Bewohner erfolgt. Auch während der Abwesenheitszeiten aus der Wohnung wird durch diese selbsttätige Lüftung die in Tapeten, Putz, Möbeln, Kleidern usw. gespeicherte Feuchtigkeit wieder nach außen abgelüftet. Im einfachsten Fall sind LTM bereits durch den Einbau von Fenstern mit ausreichender Fugendurchlässigkeit realisiert. In dicht schließende Fenster können Fensterfalzlüfter eingebaut werden, die eine dosierte Belüftung des Wohnraumes erlauben. Die Belüftung erfolgt durch den außen am Haus anliegenden Winddruck, der Frischluft auf der windzugewandten Seite durch die Lüfter in die Wohnung hineinbringt und verbrauchte Luft auf der windabgewandten Seite wieder abzieht. Damit bei höheren Windgeschwindigkeiten kein Teppich aus der Wohnung geweht wird und die Heizkosten in astromische Höhe steigen, sind diese Fensterfalzlüfter mit einer Regelklappe versehen, die den Zustrom von Frischluft bei höheren Windgeschwindigkeiten reduzieren, so dass die Wohnung eine stets einigermaßen gleichmäßige Belüftung erfährt. 
Weitere Möglichkeiten zur Umsetzung eines ausreichenden Lüftungskonzeptes sind der Einbau einer mechanischen ventilatorgetreibenen Wohnungslüftungsanlage. Hierbei hat man die Wahl zwischen zentralen und dezentralen Einheiten mit und ohne Wärmerückgewinnung. 
Wichtig ist in jedem Falle, dass die gewählte Lüftungstechnische Maßnahme auf die jeweiligen individuellen Verhältnisse genau abgestimmt ist. Das vorhandensein von Außenrollos, die mehr oder weniger windgeschützte oder offene Lage der Gebäudes, feuchtes Kleinklima, der Bestand mit Büschen und Bäumen, ein oder mehrgeschossige Nutzungseinheiten, das alles will berücksichtigt sein.
Ist die Frage der Wohnungsbelüftung zufriedenstellend gelöst, spielt ggf. die vorhandene (oder auch nicht vorhandene) Wärmedämmung der Außenwände und das Vorhandensein von Wärmebrücken eine wichtige Rolle. An jeder Stelle der Außenwänd müssen die Mindestanforderungen an den Wärmeschutz erfüllt sein. Dies bedeutet, dass z.B. dass bei einer Außentemperatur von -5°C die Wandoberflächentemperatur auf der Innenseite nicht unter 12,5°C sinken darf. Werden die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz nicht oder nur knapp erfüllt, muss bzw. sollte der Wärmeschutz verbessert werden. Dies kann z.B. durch das Anbringen einer Wärmedämmung auf Außenseite oder auch auf der Innenseite erfolgen. Auch wenn nur die Einflusszonen der Wärmebrücken mit einer zusätzlichen Dämmschicht belegt werden (hierzu gibt es sogenannte Dämmkeile, die sich nahezu unsichtbar in die vorhandenen Wand und Deckenflächen integrieren lassen), wird hierdurch die Oberflächentemperatur an kritischen Stellen deutlich erhöht und mithin das Risiko eines Schimmelpilzbefalls entsprechend gesenkt. 
Nur als alleinige Maßnahme reicht die Wärmedämmung im Allgemeinen nicht aus, die ausreichende Wohnungsbelüftung ist nach wie die wichtigste Einflussgröße bei der Entstehung bzw. der Vermeidung von Schimmelpilzbefall! 
Wie sieht es nun mit den anderen oben genannten Einflussgrößen und vermeintlichen Ursachen für das Auftreten von Schimmelpilzbefall im Wohnraum aus? 
Ich denke, Sie werden sich inzwischen schon ein eigenes Bild von den wirklich relevanten Einflussgrößen gemacht haben. 
Vielleicht schreibe ich ja zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr zu diesem Thema....
 

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